Unter dem Projekttitel „Artenreich – waldökologische Basisinventarisierung“ findet seit fünf Jahren wegweisende Forschung rund um Biodiversität im Wald statt. Im Lehrforst der Forstlichen Ausbildungsstätte (FAST) Pichl, der Landwirtschaftskammer Steiermark, in St. Barbara im Mürztal, wird seit 2019 in drei Projektteilen „genau hingeschaut“. Die einzigartigen Erhebungsarbeiten setzen neue Maßstäbe und haben europaweiten Pioniercharakter. Mitgearbeitet haben rund 50 WissenschafterInnen, die den Ist-Zustand der Biodiversität im nachhaltig bewirtschaftetem Wald präzise dokumentierten. Dieses Vorhaben stellt der heimischen Waldwirtschaft ein hervorragendes Zeugnis aus und schafft die Grundlage für faktenbasierte Diskussionen.
Der Wald ist das größte Ökosystem und es ist an der Zeit, den „Mythos Artenraum“ in Bezug auf die Waldfauna aus unseren Köpfen zu verbannen, um die Wertschätzung für den Wald und seine unterschätzte Biodiversität zu erhöhen.
Im 350 Hektar großen Lehrforst der FAST Pichl wurden 16 wissenschaftlich-standardisierte Untersuchungsflächen detailliert erfasst. Diese umfassenden ökologischen Erhebungen waren bisher einzigartig. Rund 50 ExpertInnen aus Zoologie, Botanik und Mykologie analysierten 33 verschiedene Gruppen von Organismen. Ergänzt wurden diese Analysen durch Daten zu Vegetationsgesellschaften, Bestandsalter, Bodenbeschaffenheit, Totholzmengen und kleinklimatischen Messreihen. Damit werden die abgeleiteten ökologischen Befunde und jene, der Korrelation zur Bewirtschaftungsform, auf eine fundierte Basis gestellt. Aus insgesamt 18 Teilberichten ergibt sich eine Monografie der Biodiversität dieser Mürztaler Waldstandorte. Auf mehr als 1.700 Berichtseiten wurden bemerkenswerte 3.000 Arten für mehrere Waldgesellschaften dokumentiert.
„Dieses exemplarische Basisarteninventar für steirische Waldstandorte ist mit Abstand das größte waldökologische Projekt der Steiermark und Österreichs und kann als ‚Leuchtturmprojekt der Biodiversitätsforschung‘ angesehen werden.“
– Christian Komposch, Ökoteam
Ein unerforschtes Ökosystem im Fokus. Mithilfe professioneller Baumsteiger gelang es, die höchsten Wipfel der Baumriesen zu erreichen und erstmals die faszinierende, bisher unbekannte Tierwelt der Baumkronen zu erforschen. Diese Pionierarbeit für die österreichische Ökosystemforschung schließt eine bedeutende Forschungslücke und liefert wertvolle Daten zu mitteleuropäischen Baumkronen. Die Ergebnisse legen die Basis für weitere Studien und schaffen Bewusstsein für die Bedeutung dieses sensiblen Lebensraums, der einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität leistet.
Das Pilotprojekt Baumkronenforschung zeigt eindrucksvoll, wie viel es in heimischen Wäldern noch zu entdecken gilt. Mit Pioniergeist und innovativen Methoden eröffnen die Erhebungen neue Perspektiven auf die Kronenregionen und leisten einen essenziellen Beitrag zur Erforschung und zum Schutz von Waldökosystemen.
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